Curaçao wird kleinste Nation der WM-Geschichte – historische Premiere 2026

Curaçao wird kleinste Nation der WM-Geschichte – historische Premiere 2026
Anneliese Müller 0 Kommentare November 21, 2025

Ein 0:0 in Kingston – und plötzlich steht die Geschichte auf dem Kopf. Am 19. November 2025 schaffte Curaçao das, wovon größere Nationen träumen: Die kleinste Nation aller Zeiten qualifizierte sich für eine FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft. Mit nur rund 150.000 Einwohnern, kleiner als viele deutsche Städte, hat der karibische Inselstaat den CONCACAF-Qualifikationsgruppe B gewonnen – und damit das historische Ticket für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada. Die Entscheidung fiel im entscheidenden Spiel gegen Jamaika, wo ein torloses Unentschieden reichte. Die Zuschauer im Stadion sahen, wie Jon Russell von Jamaika in der 87. Minute die Gelb-Rote Karte bekam – und plötzlich stand Curaçao mit 11 gegen 10 da. Die letzten Minuten wurden mit Nervenstärke überstanden. Nicht mal der Trainer war da. Dick Advocaat, der 78-jährige Niederländer, musste aus familiären Gründen in die Heimat reisen. Er verfolgte das Spiel von seinem Küchentisch aus. Das war kein Zufall. Das war System.

Ein Team aus Bundesliga-Überbleibseln und lokalem Talent

Curaçao hat nie große Stadien oder Milliardenbudgets. Aber es hat Jürgen Locadia. Der ehemalige Bundesliga-Stürmer, der einst für Borussia Dortmund und Hoffenheim spielte, ist das Herzstück dieser Mannschaft. Er schoss in der Qualifikation drei Tore, leitete weitere Angriffe, und vor allem: er war da, wenn es zählte. In der Nacht vom 14. November, als Curaçao mit 7:0 in Bermuda siegte, war er der Torschützenkönig. Gleichzeitig patzte Jamaika bei Trinidad und Tobago – 1:1, statt der erwarteten Niederlage. Plötzlich hatte Curaçao elf Punkte, Jamaika nur zehn. Die Rechnung war einfach: Ein Unentschieden in Kingston – und die Geschichte ist geschrieben.

Was viele nicht wissen: Curaçao ist kein unabhängiger Staat. Es ist ein Land innerhalb des Königreichs der Niederlande – politisch eng mit Amsterdam verbunden, sportlich aber vollkommen eigenständig. Erst 2010 wurde der Curaçao Football Federation als eigenständiger Verband in die FIFA aufgenommen. Vorher trat man als Niederländische Antillen an. Und trotzdem: In nur 15 Jahren hat die Insel das unmöglich machbar gemacht. 2017 gewann sie den CONCACAF Gold Cup – und schied erst im Viertelfinale gegen die USA aus. Das war der erste Hinweis: Hier wächst etwas.

Die WM 2026: Eine neue Ära für kleine Nationen

Die Erweiterung der WM auf 48 Teams hat das Spiel verändert. Früher war es undenkbar, dass eine Nation mit weniger als einer halben Million Einwohnern eine Endrunde erreicht. Heute? Es ist möglich. Und Curaçao hat es bewiesen. In der gleichen Qualifikationsrunde schafften auch Haiti und Panama den Sprung. Panama sicherte sich mit 3:0 gegen El Salvador das zweite Direktticket aus der Gruppe. Suriname, der kleinste unabhängige Staat Südamerikas, verlor dagegen 1:3 in Guatemala – und muss noch hoffen. Die Play-offs im März 2026 werden entscheiden, ob sie doch noch mitmachen dürfen.

Und dann waren da noch die anderen großen Überraschungen am 19. November: Norwegen gewann mit 4:1 gegen Italien im San Siro – und komplettierte eine perfekte Qualifikationsrunde mit acht Siegen und 37 Toren. Italien, der vierfache Weltmeister, muss nun in die Play-offs. Australien besiegte Saudi-Arabien 2:1, Brasilien und Katar sicherten sich ihre Plätze, die Elfenbeinküste siegte 3:0 gegen Kenia. Selbst Schottland gewann im Hampden Park mit 1:0 gegen die dezimierten Dänen – in der Nachspielzeit, natürlich. Die WM 2026 wird nicht nur die erste mit 48 Teams, sondern auch die erste, in der echte Underdogs nicht nur teilnehmen, sondern direkt qualifizieren.

Was jetzt kommt: Ein Traum wird real

Was jetzt kommt: Ein Traum wird real

Curaçao hat keine WM-Erfahrung. Keine großen Trainingszentren. Keine professionellen Akademien. Aber es hat Leidenschaft. Und jetzt hat es auch ein Ziel: die Vorrunde in Nordamerika. Die Spieler werden im Januar 2026 in die USA reisen, um dort erste Vorbereitungsspiele zu spielen. Locadia wird wieder dabei sein – wahrscheinlich als Kapitän. Der Trainerwechsel? Wird nicht nötig. Advocaat hat sich bereits verpflichtet, nach seiner Familienpause zurückzukehren. "Wir haben jetzt Zeit", sagte ein Spieler nach dem Spiel in Kingston. "Zeit, zu träumen. Zeit, zu glauben. Und Zeit, anderen zu zeigen, dass Größe nicht in der Einwohnerzahl liegt, sondern im Herzen."

Der Druck ist jetzt anders. Früher ging es darum, nicht zu verlieren. Jetzt geht es darum, nicht zu versagen. Die WM 2026 wird nicht nur ein Turnier sein – sie wird eine Botschaft sein: Selbst die Kleinsten können es schaffen. Und Curaçao? Es ist nicht mehr nur ein Ort auf der Landkarte. Es ist ein Symbol.

Die Reaktionen: Von Jubel bis Schock

Die Reaktionen: Von Jubel bis Schock

In Willemstad, der Hauptstadt von Curaçao, feierten Tausende auf den Straßen. Kinder trugen Trikots mit Locadias Namen, Erwachsene weinten. In Kingston dagegen war Stille. Jamaikas Trainer, der nach dem Spiel sagte, "Wir haben uns selbst enttäuscht", muss nun einen neuen Coach finden. Das deutsche Sportportal RAN berichtete, dass der Verband bereits mit drei Kandidaten verhandelt. Und in Italien? Die Tageszeitung "La Repubblica" titelte: "Ein kleiner Inselstaat hat uns geschlagen – und wir haben uns nicht einmal gewehrt."

Die FIFA hat bereits angekündigt, Curaçao als "eine der größten Überraschungen der WM-Geschichte" zu würdigen. Ein Sonderprogramm zur Förderung kleiner Verbände soll gestartet werden – mit mehr Geld, mehr Trainern, mehr Chancen. Curaçao wird nicht der letzte kleine Sieger sein. Aber er ist der erste, der es wirklich geschafft hat.

Frequently Asked Questions

Wie konnte Curaçao als so kleine Nation die WM-Qualifikation gewinnen?

Curaçao profitierte von der erweiterten WM-Struktur mit 48 Teams, die kleinere Nationen mehr Chancen gibt. Die Mannschaft nutzte eine starke Teamdynamik, die Erfahrung von Spielern wie Jürgen Locadia aus der Bundesliga und eine disziplinierte defensive Taktik unter Dick Advocaat. Der entscheidende Sieg in der Gruppenphase kam durch konsequente Ausnutzung von Chancen – etwa durch die Gelb-Rote Karte gegen Jamaika – und eine unerschütterliche Mentalität, die in den letzten Spielen zur Überzeugungskraft wurde.

Warum spielt Curaçao nicht für die Niederlande?

Curaçao ist ein autonomes Land innerhalb des Königreichs der Niederlande, mit eigenem Fußballverband seit 2010. Obwohl viele Spieler niederländische Staatsbürgerschaft haben, entschieden sich die Verantwortlichen für eine eigene Nationalmannschaft, um lokale Talente zu fördern und eine eigene Identität zu stärken. Dieser Weg ist ähnlich wie bei Aruba oder den Niederländischen Antillen früher – politisch verbunden, sportlich unabhängig.

Welche Rolle spielte Jürgen Locadia im Erfolg?

Locadia war der taktische und emotionale Anführer. Mit drei Toren und fünf Assists in der Qualifikation war er der produktivste Spieler. Seine Erfahrung aus der Bundesliga brachte Struktur und Ruhe in die Mannschaft – besonders in Drucksituationen. Er verstand, wie man Spiele gewinnt, wenn man nicht die besseren Spieler hat. Sein Einsatz in der letzten Partie gegen Jamaika, wo er den entscheidenden Pass für die letzte Chance gab, wurde zum Symbol des gesamten Erfolgs.

Was passiert jetzt mit Curaçao nach der WM-Qualifikation?

Der Verband plant, mit FIFA-Mitteln eine nationale Akademie aufzubauen, um junge Talente systematisch zu fördern. Außerdem sollen die Spieler im Januar 2026 in den USA Trainingslager absolvieren und Freundschaftsspiele gegen US-amerikanische Zweitligisten bestreiten. Die Regierung hat bereits zugesagt, die Reisekosten für alle Fans zu subventionieren – eine Premiere für eine Nation dieser Größe. Die WM 2026 wird nicht nur ein Sportereignis, sondern ein nationales Projekt.

Warum hat Italien die WM verpasst, obwohl es so viele Stars hat?

Italien verlor überraschend 4:1 gegen Norwegen im San Siro – ein Ergebnis, das nicht nur auf schlechte Leistung, sondern auf taktische Verwirrung und mangelnde Kompaktheit zurückzuführen ist. Der Trainer Roberto Mancini hatte die Mannschaft auf individuelle Talente gesetzt, nicht auf Teamstruktur. Gegen Norwegen, das mit 37 Toren die beste Offensive Europas hatte, war das ein Fehler. Es ist ein deutliches Zeichen: In der modernen WM-Qualifikation zählt nicht mehr nur der Name, sondern die Kultur der Mannschaft.

Ist Curaçao die kleinste Nation, die je eine WM erreichte?

Ja. Mit rund 150.000 Einwohnern ist Curaçao die kleinste Nation, die jemals eine WM-Endrunde erreicht hat. Zuvor hielt San Marino den Rekord mit etwa 33.000 Einwohnern – doch San Marino hat nie die Gruppenphase der WM-Qualifikation überstanden. Curaçao hat nicht nur die Gruppe gewonnen, sondern direkt qualifiziert. Damit ist der Rekord nicht nur gebrochen, sondern neu definiert.