Ein großer Name geht: Warum die Jets und Rodgers getrennte Wege gehen
Der Move, der 2023 die NFL elektrisierte, endet 2025 mit einem nüchternen Schnitt: Die New York Jets und Aaron Rodgers gehen auseinander. Nach zwei ernüchternden Jahren – geprägt von Verletzungspech, einer Offense ohne klare Identität und wachsendem Druck – schlägt die neue Teamführung einen anderen Weg auf der wichtigsten Position ein.
Die Eckdaten sind schnell erzählt. Rodgers kam im Frühjahr 2023 per Trade aus Green Bay nach New York, mit riesigen Erwartungen und einem Kader, der nach Play-offs roch. Der Neustart kippte nach nur wenigen Minuten: Ein Achillessehnenriss im ersten Spiel zerstörte die Saison 2023. Im Jahr darauf blieb die große Trendwende aus. New York investierte, bastelte, justierte – das Ergebnis blieb unter dem Anspruch, um die AFC-Spitze mitzuspielen.
Dass nun 2025 der Bruch erfolgt, passt zur Lage: Ein Wechsel an der Spitze – neue sportliche Leitung, neuer Kurs – bedeutet häufig neue Prioritäten. Und die Jets brauchen Flexibilität: Cap-Spielraum, Draft-Picks, Offense-Philosophie, die zum Personal passt. Ein 40-plus-Quarterback mit eigener Timeline und hohem Einfluss kollidiert dabei schnell mit einem langfristigen Aufbauplan.
Inhaltlich geht es weniger um den Namen als um die Mechanik. Die Jets-Offense war seit 2023 zu oft reaktiv: Protection-Probleme, wenig Rhythmus im Passspiel, ein zu kleines Fenster für explosives Play-Design. Rodgers’ Präsenz half, Standards zu heben, aber sie konnte strukturelle Schwächen nicht allein beheben. Das macht die Entscheidung nachvollziehbar – auch wenn sie sportlich und emotional schmerzt.
Spannend ist die Form des Abschieds. Kommt ein Trade, eine Vertragsauflösung, eine Post-June-1-Designierung? Für die Jets geht es dabei um Dead-Cap-Management und den Zeitpunkt, an dem Geld vom Cap verschwindet oder sich streckt. Vor dem 1. Juni beschleunigt sich meist ein Großteil der verbliebenen Garantien auf das aktuelle Jahr; nach dem 1. Juni lässt sich die Last auf zwei Jahre verteilen. Welche Variante es wird, hängt davon ab, ob ein Abnehmer da ist – und wie Rodgers seine Zukunft sieht.
Die Folgen für Jets, Rodgers und den Quarterback-Markt
Was passiert jetzt? Der NFL-Kalender setzt den Takt. Ende Februar startet die Combine, Mitte März die Free Agency, Ende April der Draft. New York muss vor dem Marktstart Klarheit schaffen: Wer steht 2025 unter Center, welche Offensive will man spielen, und wie viel Cap kann man in O-Line, Receiver-Tiefe und Defense investieren?
Für die Jets zeichnen sich drei Wege ab:
- Veteran-Bridge: Ein erfahrener Quarterback für zwei Jahre, dazu ein günstiger Rookie im Kader. Das gibt Stabilität, ohne den Cap zu sprengen.
- Draft-Invest: Hoch in den Draft steigen oder einen verfügbaren Top-Prospect ziehen – mit dem Bewusstsein, dass Rookie-QBs Entwicklungszeit brauchen, aber Cap-Flexibilität schaffen.
- System-Reset: Offensive Line priorisieren, das Scheme verschlanken (schneller Ball, klarere Reads), die Skill-Positionen diverser besetzen. Erst Struktur, dann Star – nicht umgekehrt.
Wichtig: Dieser Umbau muss die Defense mitdenken. Die Jets haben seit Jahren Talent auf dieser Seite des Balls. Eine Offense, die den Ball schützt, Serien verlängert und Special Teams entlastet, kann den Gesamtkurs sofort stabilisieren – selbst ohne Quarterback-Superstar.
Und Rodgers? Drei realistische Optionen liegen auf dem Tisch:
- Neuer Anlauf bei einem Contender: Teams mit fertiger Struktur, starker Defense und verlässlicher Protection könnten reizvoll sein. Der Preis wären flexible Vertragslösungen, damit Cap und Risiko im Rahmen bleiben.
- Ein Jahr, Alles-oder-nichts: Ein klar definierter „Letzter Tanz“ in einem System, das seine Stärken – Timing, Antizipation, vertikales Spiel über Play-Action – konsequent bedient.
- Rückzug in Richtung Medien/Projektarbeit: Rodgers’ Wirkung abseits des Feldes ist groß. Analystenrolle, Mentoring, Beteiligung an Teamprojekten – der Markt wäre da.
Entscheidend wird sein, wie Rodgers seine körperliche Verfassung einschätzt. Nach einer Achillessehnenverletzung zählt jeder Zyklus: Wie explosiv sind die ersten Schritte in der Pocket? Wie stabil bleibt die Base unter Druck? Ein Team, das ihn holt, wird medizinische Daten, Bewegungsmuster und Wurfbilder sehr genau abklopfen – nicht aus Skepsis, sondern als Standardprozess bei älteren Quarterbacks.
Aus Jets-Sicht ist der Kommunikationsfaden mit der Kabine ebenso wichtig. Leader in der O-Line, erfahrene Receiver, die jungen Playmaker – sie müssen wissen, wohin die Reise geht. Ein Quarterback-Wechsel ist nie nur eine Personalie, er ist ein Kulturthema: Wie wird geführt? Wie schnell lernt man ein neues Playbook? Wer trägt in engen Spielen die Verantwortung?
Finanziell hängt viel an der finalen Vertragsabwicklung. Ein Trade könnte Draft-Kapital bringen, aber nur, wenn Rodgers’ Markt intakt ist. Eine Entlassung (pre oder post June 1) schafft je nach Struktur kurzfristig weniger Flexibilität, räumt aber den Kaderplaner:innen auf mittlere Sicht den Weg frei. Die Jets werden die Variante wählen, die im März Cashflow, Cap und Kaderaufbau am besten zusammenbringt.
Noch ein Punkt, der oft unterschätzt wird: Scheme-Passung. Wer 2025 kommt, sollte exakt zu dem passen, was der neue Stab coachen will. Kurze, schnelle Konzepte? Dann braucht es Receiver, die Separation am Release gewinnen. Mehr vertikales Play-Action? Dann steht die O-Line-Stabilität an erster Stelle. Dieser Fit entscheidet darüber, ob New York in engen Spielen mal auf der richtigen Seite landet.
Für die Liga ist der Rodgers-Abschied in New York mehr als eine Personal-News. Er verschiebt Machtachsen im Quarterback-Markt und beschleunigt Entscheidungen anderswo: Wer wartet den Draft ab, wer schlägt früh in der Free Agency zu, wer pokert um eine Trade-Gelegenheit? In einem Jahrgang, in dem mehrere Teams Offense neu denken, kann Timing der halbe Erfolg sein.
Fazit ohne Punkt: Die Jets entkoppeln sich von der großen Wette auf den schnellen Durchbruch und kehren zum langfristigen Aufbau zurück. Das ist kein Rückzug, sondern ein Reframing: klare Identität, solide Protection, planbare Entwicklung – und erst dann der große Wurf. Für Rodgers öffnet sich parallel das Fenster für einen letzten Anlauf. Beides kann funktionieren, wenn die nächsten acht Wochen konsequent, ehrlich und mit Blick auf 17 Spieltage geplant werden.